In Schleswig-Holstein hat der Fachkräftemangel auch die Justiz erreicht. Demnach werden immer mehr Richter und Staatsanwälte eingestellt, die in ihren Examen schlechtere Noten eingefahren haben als für den Berufseinstieg notwendig. Die Zahlen des Kieler CDU-Justizministeriums besagen, dass zwischen 2016 und 2024 insgesamt 190 Richter und Staatsanwälte eingestellt wurden, die punktemäßig deutlich unter den Anforderungen lagen.

Das Ministerium begründet diese Einstellungspraxis mit der angespannten Arbeitssituation. „Aufgrund der insgesamt angespannten Arbeitssituation würden sich die Chancen für Bewerberinnen und Bewerber mit Punktzahlen jenseits der grundsätzlich erwünschten Prädikatsexamina erhöhen“, sagt Ministeriumssprecher Max Keldenich. Letztlich seien nun einmal Angebot und Nachfrage auf dem aktuellen Arbeitsmarkt maßgeblich.

Ein Beispiel dafür ist Paul Anders, der Sohn des Generalstaatsanwalts Ralf Peter Anders. Der junge Jurist ist seit dem 1. August Staatsanwalt in Schleswig-Holstein, obwohl er im ersten und zweiten Staatsexamen laut „Bild“-Zeitung nur 7,01 und 7,1 Punkte eingefahren hatte.

Kritik kommt von Politikern im Kieler Landtag jedoch nicht. Die CDU-Justizpolitikerin Marion Schiefer will keinen Konflikt erkennen. Die Grünen verweisen auf die Entscheidungshoheit des Justizministeriums über das Personal. Die SPD will erst gar keinen Kommentar abgeben.


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